Das hat dem Image Kölns gut getan: Stell dir vor, die Pegida will vor erleuchteter Altstadt-Kulisse „das Volk“ aufbieten, und nur wenige gehen hin, dafür kommen zehnmal soviel Gegendemonstranten, und die Dombestrahlung wird abgeschaltet, und „Kögida“ verkrümelt sich ins Dunkel der Stadtgeschichte. So geschehen am Montag, 5.1.2015.
Endlich hat Köln mal wieder gut dagestanden als weltoffene Stadt, in der sich zumindest die meisten Menschen nicht ins Bockshorn jagen und vor den falschen Karren spannen lassen. Dumpfes Bauchgefühl allein ersetzt eben keinen politischen Verstand! Und die Welt wird nicht davon überschaubarer, dass man sich die Dinge einfach backt und sie in Gut und Böse einteilt.
Tut mir leid, Leute, die heutige Welt ist nun mal komplizierter, als man es in zwei kurzen Sätzen beschreiben kann. Und wenn man meint, mit der Deutschlandfahne in der Hand „Stille Nacht“ singen und behaupten, man sei das Volk, und alles, was nicht ins Weltbild passt, sei gelogen… Also nee, da fällt es einem schwer, das politisch ernst zu nehmen. Zu schade, dabei gäbe es schon Gründe, auf die Straße zu gehen. Man müsste sich aber vorher informieren, was Sache ist, wo man am besten ansetzt, und welche Forderungen Sinn machen.
Leider vermittelt diese „Pegida-Bewegung“ schon im Ansatz den Eindruck, dass es gar nicht um konkrete politische Forderungen geht, sondern eher um einen Auftrieb der Orientierungslosen. Da wird Stimmungsmache schon für Politik gehalten, dagegen sein ist alles – und dafür, ja wofür stehen diese Leute eigentlich? Wofür? Jetzt kommt mir nicht mit „Patrioten“ und dergleichen. Nationalistischer Dummschwätz, der im Ungefähren bleibt, ist eher verdächtig: Wer an Nationalismus appelliert, führt meist nichts Gutes im Schilde. Das müsste man wissen, wenn man ein bisschen Ahnung von Geschichte hat.
W. R.