IERE waren am Welttierschutztag (4. Okt.) ein Thema. Aber nicht nur an diesem Tag, denn der Umgang des Menschen mit seinen Mitgeschöpfen ist ein ständiges Thema. Nehmen wir z.B. das Thema Haustiere, speziell Hunde. Wieviele Menschen haben sich einen Hund angeschafft („Oh, wie niedlich, dieser Welpe!“), ohne sich groß Gedanken über die Bedürfnisse eines Hundes zu machen? Das Bedürfnis des Menschen stand bei vielen allein im Focus, der Hund hatte sich da hineinzufügen. Sich gründlich informieren über Bedürfnisse und Eigenschaften des Hundes, evtl. auch über Besonderheiten der Rasse? Och nö, brauche ich nicht, Hauptsache ich hab Spaß mit dem Hund, wenn ich Lust dazu habe, mit ihm rauszugehen, mich mit ihm zu beschäftigen.
Aus der Sicht des Hundes betrachtet: Ich mag im Prinzip Menschen und schließe mich gern einem Rudel an, ich mag auch eine klare Führung im Rudel, da ordne ich mich ein und unter. Hauptsache, Herrchen oder Frauchen macht klare Ansagen, die ich auch verstehe. Ich möchte ja zufriedene Rudelführer, aber sie irritieren mich, wenn sie mal so und dann wieder anders sagen, was sie wollen. Und sie irritieren mich, wenn sie erbost gewalttätig werden, weil ich sie beim besten Willen nicht verstanden habe. Sie schimpfen mich einen „dummen Hund“, dabei sind sie es, die nicht verstehen, die meine Signale übersehen oder falsch deuten, die meine Körpersprache nicht lernen und verstehen wollen. Ich bemühe mich nach Kräften, ihre Körpersignale und ihre Ansagen zu verstehen (die manchmal widersprüchlich sind), aber das bleibt oft einseitig.
Ja, der Homo Sapiens hat sich mental dahin entwickelt, auf Tiere verächtlich herabzusehen. Der „dumme Hund“ soll gefälligst parieren, sich zu einer Gehorsamsmaschine abrichten lassen, sich nützlich machen und nicht stören. Im Hinblick auf Hunde war das die übliche Sicht, im Zweifel trat man auch den Hund und legte ihn als Wachhund an eine Kette. Was für eine Existenz für ein sensibles Tier, das viel mehr ist als eine Knurr- und Bellmaschine! Der Hund ist vor allem ein Lauftier. Was soll er an einer Kette oder in einem Zwinger?!
Manche Menschen haben Angst vor Hunden. Das ist verständlich, wenn sie in der Kindheit ein unangenehmes Erlebnis mit einem Hund („Beißvorfall“) hatten. Das ist aber weniger dem Hund als dem Halter anzulasten. Aggressive Hunde sind aggressiv gemacht worden. Sogenannte Kampfhunde sind dafür ein Extrembeispiel. Ansonsten ist bei fremden Hunden eben Vorsicht geboten: Vor allem kleine Kinder sollten nicht unvermittelt nach einem fremden Hund greifen und ihn anfassen. Und Hundehalter sollten ihre Hunde nicht distanzlos an fremden Kindern schnüffeln lassen. Aber auch Jogger sollten wissen, dass man nicht distanzlos dicht an einem Hund vorbeirennt (Was bitte soll der Hund denn glauben, was der Jogger vorhat?!).
Ein großes Problem bei diesem Thema ist Gedankenlosigkeit — beim Menschen, selbstverständlich. Der Mensch sieht sich als „Krone der Schöpfung“, da hat er, meint er, es doch nicht nötig, auf andere Lebewesen Rücksicht zu nehmen! Er bedient sich nach Lust und Laune an der Natur, posiert auch gern mal als Großwildjäger an einem totgeschossenen Löwen mit Fuß auf dessen Kopf, oder mit ähnlichen, angeberischen Überlegenheitsposen. Der Mensch greift gedankenlos in die Natur, in die Landschaft, in das Ökosystem ein — und, bevor er annähernd kapiert, was er vor sich hat, verdirbt und vernichtet er es schon. Viele Arten auf der Erde sterben durch menschliches Handeln aus, bevor der Mensch überhaupt bemerkt hat, dass es diese Lebewesen gibt. Aber er ist ja der „Homo Sapiens“, der wissende, weise Mensch! Doch durch sein Handeln blamiert er sich in Wahrheit vor der Schöpfung und zeigt, dass er diese Bezeichnung nicht verdient. „Krone“? Fragt andere Lebewesen, die sagen womöglich: „Fluch“.
Der Mensch ist beides: Mensch und Tier. Und wenn er sich zusammenreißt und seinen Verstand, auf den er sich so viel einbildet, wirklich nutzt, dann kann er (er und sie, natürlich) ein liebenswertes Geschöpf sein und sogar in der tierischen Universität einen Ehrendoktor verliehen bekommen. Wenn… !
W. R.