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Gottes Wille?

WENN Frauen zu Nutztieren herabgestuft und fast schon in Käfigen gehalten werden, dann werden die Fantasien der Taliban in Afghanistan Wirklichkeit. Und wir fragen uns: Sind das Verrückte, die da an die Macht gekommen sind und lebensfeindliche Wahnvorstellungen in die Tat umsetzen wollen?
Aber ähnlich Verrückte mit extrem frauenfeindlichen Vorstellungen finden wir auch anderswo. Im Iran will das Regime Frauen ähnlich unterdrücken und außerdem jeglichen Widerspruch mit allen Mitteln abwürgen.
Sind Frauen in deren Augen überhaupt Menschen? Der Mann als selbsternannter Herrenmensch steht über ihnen — aber nicht aufgrund irgendwelcher Verdienste oder Menschenfreundlichkeit, sondern allein aus der Einbildung des Machos heraus.
Neiiin, das ist Gotteslästerung! empören sich nun die Machos mit Islamisten-Gesinnung. Der Mann ist nach Gottes Willen über die Frau gesetzt! Jou, mach mal halblang, Junge, das behaupteten die alten weißen Männer der christlichen Kirchen schon sehr lange. Und trotzdem (Manche würden sagen: gerade deshalb) sind da Fragezeichen zu setzen.
Bei Euch, im vorderasiatischen Raum, gab es Machismo schon lange vor der Entstehung des Islam; Mohammed hat sogar die härtesten Auswüchse abgeschwächt. Wer sich also als frauenhassender Moslem auf Mohammed berufen will, der sollte sich vorsehen und sich erst einmal richtig informieren, statt nur auf Hassprediger zu hören. Denn extreme Unterdrückung der Frauen ist eher ein Kennzeichen der Dschahiliya, der „Zeit der Unwissenheit“ vor dem Auftreten des Propheten.
Mir scheint also, dass die Männer des iranischen Gottesstaates und die Taliban in Afghanistan Beispiele dafür sind, wie eine Religion einseitig ausgelegt wird, um sie als Machtmittel zu benutzen und die Menschen gefügig zu machen.
Wenn Einer daherkommt und sagt: Ich kenne Gottes Willen, er will die Unterjochung der Frauen und die Vernichtung aller Menschen, die meiner Ideologie nicht zustimmen — dann muss man hellhörig werden und auf kritische Distanz gehen. Wenn er darüber hinaus den Menschen alle Lebensfreude vermiesen will und Musik und Tanz untersagt, dann fragt sich doch jeder Mensch bei Verstand, welcher Dämon diesen Prediger reitet, der behauptet, Gottes Willen zu kennen.
Wir haben in der Geschichte immer mal wieder solche Figuren gesehen, die menschenfeindlichen Unfug predigten und kraft einer gewissen Ausstrahlung Anhänger um sich scharen konnten. Aber die meisten von ihnen sind (gottlob) auch wieder von der Bildfläche verschwunden, ohne größeren Schaden anzurichten.

Leute, lasst Euch nicht Euren Verstand abschwatzen, haltet Distanz zu Fanatikern, entzieht Euch jeder Gehirnwäsche! Wozu hat Euch Euer Schöpfer denn Hirn gegeben? Dank der Gnade Gottes dürft Ihr dieses auch benutzen. Also blamiert Euch nicht, indem Ihr ohne Nachdenken irgendwelchen Führern hinterherlauft, die Euch vom Denken abhalten wollen und bedingungslosen Glauben fordern. Das gilt in religiösen Fragen genauso wie in politischen.

Wer Euch zum Hass aufputschen will, den findet verdächtig und fragt Euch, was er wirklich im Schilde führt! Denn Hass macht blind und trübt den Verstand. Gott will aber, dass Ihr seine Gabe nutzt, also schärft Euren Verstand, und seid neugierig auf die Welt und auf mehr Wissen. Soviel kann man auf jeden Fall über Gottes Willen sagen.

Noch ein Hinweis für Fortgeschrittene: Wer sich viel im Internet umschaut und besonders viel in den social media herumsurft und -wischt, der sei auf der Hut vor unbemerkter Manipulation. Wir sollten es nicht nur wissen, wir sollten es auch im Hinterkopf präsent haben, während wir da unterwegs sind: Was uns präsentiert wird, bestimmt ein ausgefeilter Algorithmus, und der kennt unsere Vorlieben und auch unsere Sensationslust genau… Wir glauben, wir bestimmten selbst die Auswahl der gezeigten Inhalte und Seiten, aber das ist ein Glaube ohne reale Grundlage. Die meisten von uns sind sowieso viel zu schnell beim Klicken und Wischen, um auch mal kritisch innezuhalten und zu überlegen, was da abgeht, und was sie da eigentlich tun (und wieviel Zeit das kostet). Nein, keine Zeit zum Überlegen, da warten schon die nächsten Sensationen und witzigen Tiervideos, die der Algorithmus geschickt anbietet.

Wer nicht daran gewöhnt ist, Dinge oder Vorgänge auch mal kritisch zu hinterfragen und zu prüfen, der hat es schwer, Manipulation überhaupt zu bemerken. Also bitte, seid vorsichtig und schaltet Euer Hirn nicht auf doof, wenn Ihr im Internet unterwegs seid! *

S. R.

Hier noch eine Klarstellung zum Thema „Islamismus“ in Deutschland: Mordanschlag in Solingen: Diesmal könnte sich tatsächlich etwas ändern – Kolumne – DER SPIEGEL

* Dazu ein aktuelles Beispiel >»Doppelgänger«: Prorussische Propagandakampagne verlinkt auf gefälschte Nachrichtenseiten – DER SPIEGEL Putins Leute schrecken vor keiner Fälschung zurück, und der Superreiche Elon Musk nimmt sich ebenso das Recht heraus, seine Macht zu missbrauchen — nach dem Motto: Ich kann es, also mache ich’s. Moralische Bedenken? Fehlanzeige.

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Vereint…

IMG_5380Brüssel, 23.03.2016, am Tag nach den Terroranschlägen in Flughafen und U-Bahn der belgischen Hauptstadt: Im Fernsehen sieht man eine Menge Leute, die dem Terror trotzen wollen, Blumen für die Opfer ablegen, Kerzen aufstellen, und demonstrieren. Ein Schild ragt heraus: «UNIS CONTRE LA HAîNE». Zu deutsch: „Vereint gegen den Hass.“

Diesem Appell kann man sich nur anschließen — sollte man meinen. Ein paar Hassprediger in Deutschland sind da ganz anderer Meinung und nutzen die Anschläge für Hasskommentare in „sozialen“ Netzwerken des Internets. Schwer zu glauben: Einige verhetzte Gemüter (Der Herr erbarme sich ihrer) sehen hier eine scheinbar passende Gelegenheit, um antisoziale Hassparolen zu verbreiten.

Manche verstecken ihre braun angehauchten Ansichten hinter angeblicher Sorge um die deutsche Nation, um das Vaterland, usw. Manche geben sich (noch) große Mühe, Vokabeln wie „Reinheit deutschen Blutes“ und ähnliche in der Öffentlichkeit zu vermeiden. Vielen in Deutschland scheint immer noch nicht klar zu sein, dass sie sich mit Teilen von NS-Gedankengut gemein machen, wenn sie kaum verhüllten Rassismus zeigen. Und Einige glauben sogar, dass es nun an der Zeit sei, sowas salonfähig zu machen. Dass sich dabei ein paar Leute ermutigt fühlen, „über die Stränge schlagen“, gewalttätig zu werden oder Brände zu legen, wird verharmlost und heruntergespielt.

Nähern sich Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte nicht gefährlich der Grenze zum Terrorismus? Gehören Einschüchterung und Verbreiten von Angst etwa nicht zu den Mitteln von Terroristen? Wer da nicht Gemeinsamkeiten sieht, ist auf dem rechten Auge blind. Wer von „Terrorismusbekämpfung“ redet,  muss in alle Richtungen schauen und ermitteln.

Vereint gegen Hass, das bedeutet natürlich, gegen Hassprediger aller Richtungen sowie gegen die gewalttätigen Vollstrecker von Hassparolen Front zu machen. Ist doch ganz einfach. Nur so erhalten wir eine Gesellschaft, die ihre Meinungsverschiedenheiten und Konflikte friedlich austrägt und beilegt.

W.R.

Nachtrag am 31.03.2016: Deutsche Politiker sollten sich mit Kritik an belgischem Behördenversagen zurückhalten, da auch hierzulande Datenabgleich und -zusammenführung sehr lückenhaft stattfinden mit der Folge, dass auch hier gesuchte Islamisten durch die Lappen gehen. Außerdem fördert der unsägliche NSU-Skandal schon seit Jahren immer neues Behördenversagen zutage. Das kann man ausführlicher und sehr pointiert in diesem Kommentar lesen: > Terror und Datenwahn: Überwachung ist die falsche Antwort (Kolumne) – SPIEGEL ONLINE

Angesichts dieser Sachlage fragt man sich, ob diverse Politiker in der Vergangenheit ihrem Amtseid gefolgt sind, „Schaden vom Volke abzuwenden“. Das sollte nicht mit wohlfeiler, pauschaler Politikerschelte verwechselt werden, vielmehr richtet sich diese Kritik gegen konkrete Fehlentscheidungen, die u.a. in letzter Zeit zu einer hohen Rate nicht aufgeklärter Wohnungseinbrüche beigetragen haben — bzw. zu einer weithin überforderten Polizei. Denn nicht nur in Belgien, auch hierzulande wurde massiv Personal abgebaut bei Polizei und Justiz.

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