Die Heiligen Drei Könige sind in Köln besonders präsent — sind doch ihre Gebeine, geborgen in einem prachtvollen, goldenen Schrein, das Zentrum des Kölner Doms, der für ihre würdige Unterbringung und Repräsentation gebaut wurde. In vielen Kirchen sind sie Teil der Weihnachtskrippenszene, am 6. Januar, ihrem Gedenktag, gesellen sie sich zum Ensemble der Figuren.
Derzeit sind diese drei Figuren in manchen Kirchen nicht präsent, sie wurden entwendet. Damit wollten Aktivisten auf die aktuelle Flüchtlingsproblematik aufmerksam machen. Wieso das? Der Zusammenhang leuchtet kaum ein: Die drei Weisen, Sterndeuter, Könige sind laut Matthäus, der sie in seinem Evangelium auftreten lässt, von Osten nach Jerusalem gekommen, um einen neugeborenen König aufzufinden, zu ehren und zu beschenken, den sie schließlich in Bethlehem finden. Von Flüchtlingen ist da keine Rede. Erst kurz nach dem Besuch der Drei flüchten Maria und Josef mit Jesus nach Ägypten, um Jesus vor der Ermordung zu retten.
Um auf die Situation von Flüchtlingen aufmerksam zu machen, die z.B. auf griechischen Inseln unter unmöglichen Bedingungen in überfüllten Lagern hausen, wären Aktionen sinnvoller, die den Verhinderern einer menschlichen Flüchtlingspolitik in Europa Druck machen und sie nicht mit bloßen Lippenbekenntnissen zu einem „christlich-abendländischen“ Europa davonkommen lassen. „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen,“ heißt es ja schon in der Bibel!
Also: Statt Helfer im Mittelmeer zu kriminalisieren, sollten die EU-Staaten sich endlich zu einer gemeinsamen Haltung und konkreten Hilfsmaßnahmen gegenüber Flüchtlingen durchringen, endlich einige schon auf dem Papier vorhandene Maßnahmen umsetzen und sich vor Erdogans Erpressungsdrohungen mit der massenhaften Weiterleitung syrischer Kriegsflüchtlinge nicht in die Hosen machen.
Gut, das ist leicht gesagt, und geredet wurde schon viel. Aber, wie es im Fußball heißt, „entscheidend is auf’m Platz!“
Wenn es nicht die „christlichen Werte“ sind, die Europa hochhält, wie steht es dann mit den Menschenrechten? Deren Respektierung wird nur solange gefordert, wie keine wirtschaftlichen Interessen auf dem Spiel stehen. Da lob ich mir doch den damals vielgeschmähten Fußballer Mesut Özil, der neulich öffentlich gegen die Unterdrückung der Uiguren in China protestierte — wofür sich dann wiederum sein Verein offiziell entschuldigen zu müssen glaubte! Immer, wenn Sportler öffentlich politischen Protest äußern, springen viele „Offizielle“ im Dreieck. Das kennt man ja auch aus den USA.
Aber was soll aus dieser Welt werden, wenn wir den Mächtigen und Offiziellen jede Schweinerei durchgehen lassen?
W. R.
Übrigens: Im Januar 2014 gab es bereits einen Blog-Beitrag „Drei Könige“.