Vorbild „schwäbische Hausfrau“?

IN meiner Stammkneipe, Ihr wisst schon, war mal wieder Stimmung am Tresen-Stammtisch.
„Ja, Leute, Deutschland mit guten Straßen und guter Infrastruktur — das war einmal. Heutzutage muss man hoffen, dass die Brücken so lange halten, bis sie nach einem Sanierungsplan in ein paar Jahren endlich dran sind.“
„Aber das Tolle ist, die Große Koalition von Merkel hatte ihre Schwarze Null, die Ampel hat ihre Schuldenbremse, alles klar… auf der Andrea Doria!“
„Schuldenbremse ist richtig, damit die nachfolgenden Generationen nicht zu sehr belastet werden!“
„Werden sie aber, nämlich mit noch mehr Sanierungsstau in der Infrastruktur, mit der Bildungsmisere, mit…“
„Genau! Das mit den Schulden für die nächste Generation ist doch Geschwätz! Die Bahn ist ein Trauerspiel, die Brücken bröckeln, in die Schulen regnet es rein — wo ist das Geld hin, das da eingespart wurde? Was haben sich die Verantwortlichen bloß dabei gedacht?“
„Ja, ich kann’s auch nicht mehr hören. Alle kloppen auf der Ampel rum, dabei hat sie all diese Probleme von den Vorgängerregierungen geerbt, inklusive eine heruntergesparte Bundeswehr. Und dann kommen ein paar Hanseln und wollen am Sozialen sparen, am Bürgergeld und so.“
„Was mich am meisten aufregt: Ein paar Klugscheißer wollen uns weiter verarschen. Bei Finanzminister Schäuble hieß es damals, eine schwäbische Hausfrau könnte auch nicht mehr ausgeben, als reinkommt. So ein Quatsch! Der Bundeshaushalt funktioniert ganz anders. Eine schwäbische Hausfrau hätte z.B. die nicht benötigten Coronahilfen natürlich für andere dringende Sachen ausgegeben. Nein, das durfte die Ampel-Regierung nicht, dagegen klagte die CDU beim Bundesverfassungsgericht und bekam auch noch Recht. Von wegen, schwäbische Hausfrau! Das Naheliegende darf nicht gemacht werden. Und die CDU schlachtete das noch propagandistisch aus, von wegen „illegaler Haushalt“, und so. Was da wirklich abging, verstand der Normalbürger sowieso nicht.“
„Darum geht es ja meistens: Wer erzählt die überzeugendste Geschichte, um die Bürger zu beeindrucken? Sorry, ‚zu betuppen‘ hätte ich beinahe gesagt.“
„Ganz genau. Wie Sahra Putinknecht, die den Leuten Sachen verspricht, die sie gar nicht umsetzen kann. Aber die Parole „Frieden“ zieht halt, besonders, wenn man Wünsche und Sehnsüchte bedient und keine Politik daraus machen muss.“
„Logisch. Inzwischen begreift es fast Jede und Jeder: Politik in Wahlzeiten wird mit Gefühlen gemacht, wie man auch bei der AfD sieht. Ach, lasst mich in Ruhe, das kotzt mich langsam an, ich will nicht dauernd mit Politik belästigt werden. Jupp, Nachschub bitte!“
„Endlich ein vernünftiges Wort, was für das praktische Leben! Danke, Jupp, Du bist mal wieder dermaßen auf Zack!“
„Bei Jupp funktioniert die Lieferkette! Prost — auf Jupp!“

Alle hoben ihre Kölsch-Stange und stießen auf Jupp an. In diesem Moment war die Welt schwer in Ordnung. Auch für Jupp, der für ein paar Augenblicke vergessen konnte, welche Sorgen ihn bedrückten, z.B. der Personalmangel, der ihn zwang, in seinem fortgeschrittenen Alter noch Vollzeit hinterm Tresen zu stehen und nebenbei das ganze Drumherum zu organisieren…

W. R.

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