Archiv für den Monat: August 2024

Einwurf: Gehirn einschalten!

EINWURF: Man hört, die AfD sei eine Gefahr für unsere Demokratie. Das ist viel zu sanft formuliert, denn die AfD und die gewaltbereiten Islamisten triggern sich gegenseitig und fördern dumme Kurzsichtigkeit bei ihren Anhängern und Sympathisanten. Beide Seiten sägen am Ast, auf dem wir sitzen: Die Islamisten wollen unsere Freiheit zerstören, ebenso die Rechtslastigen, und das sogar aus ähnlichen Motiven.
Die AfD will, dass im AfD-Staat wieder der Blockwart ums Haus patrouilliert und unser Leben überwacht — genau wie im Gottesstaat auch. Außerdem will die AfD unsere Wirtschaft ruinieren.
Putin gefällt das. Wen das nicht stört, der lege endlich seine Scheuklappen ab, im Zweifel kann man hier im Blog nachlesen, wer Putin ist (siehe „Putin verstehen“, u.a. Beiträge). Und kommt mir nicht mit dem BSW! Ähnliche Masche, von der cleveren Sarah Putinknecht eingefädelt, bei Trump viel abgeschaut und von Lafontaine verfeinert.
Ehe mir übel wird, noch dies: Meine letzte Hoffnung setze ich auf die Vernünftigen, die nicht allein aus dem Bauch heraus politische Entscheidungen treffen, sondern dazu auch ihr Gehirn einschalten.
W. R.

Noch eins: Ich habe nichts gegen Russland-Freundlichkeit, im Gegenteil, ich habe auch Sympathie mit den Menschen in Russland. Aber gerade deswegen kann ich diesen blutigen Möchtegern-Zaren Putin nicht gutheißen. Wieviele Zehntausend junge Soldaten mussten schon für seine Machtfantasien sterben? Wieviele gute Leute mit Gewissen hat er schon in Lager gesteckt oder umbringen lassen? Dieser skrupellose Geheimdienst-Mann an der Spitze des Machtapparates bringt Unheil über Russland.

Übrigens, Ihr Algorithmus-Gesteuerten: Was Ihr in den social media als „russlandfreundlich“ wahrnehmt, ist getarnte Putin-Propaganda, und wer es jetzt noch nicht begreift, der kommt aus seiner Blase eh nicht mehr raus. Merke: Russlandfreundlich sein heißt, gegen Putin sein. Punkt.

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Gottes Wille?

WENN Frauen zu Nutztieren herabgestuft und fast schon in Käfigen gehalten werden, dann werden die Fantasien der Taliban in Afghanistan Wirklichkeit. Und wir fragen uns: Sind das Verrückte, die da an die Macht gekommen sind und lebensfeindliche Wahnvorstellungen in die Tat umsetzen wollen?
Aber ähnlich Verrückte mit extrem frauenfeindlichen Vorstellungen finden wir auch anderswo. Im Iran will das Regime Frauen ähnlich unterdrücken und außerdem jeglichen Widerspruch mit allen Mitteln abwürgen.
Sind Frauen in deren Augen überhaupt Menschen? Der Mann als selbsternannter Herrenmensch steht über ihnen — aber nicht aufgrund irgendwelcher Verdienste oder Menschenfreundlichkeit, sondern allein aus der Einbildung des Machos heraus.
Neiiin, das ist Gotteslästerung! empören sich nun die Machos mit Islamisten-Gesinnung. Der Mann ist nach Gottes Willen über die Frau gesetzt! Jou, mach mal halblang, Junge, das behaupteten die alten weißen Männer der christlichen Kirchen schon sehr lange. Und trotzdem (Manche würden sagen: gerade deshalb) sind da Fragezeichen zu setzen.
Bei Euch, im vorderasiatischen Raum, gab es Machismo schon lange vor der Entstehung des Islam; Mohammed hat sogar die härtesten Auswüchse abgeschwächt. Wer sich also als frauenhassender Moslem auf Mohammed berufen will, der sollte sich vorsehen und sich erst einmal richtig informieren, statt nur auf Hassprediger zu hören. Denn extreme Unterdrückung der Frauen ist eher ein Kennzeichen der Dschahiliya, der „Zeit der Unwissenheit“ vor dem Auftreten des Propheten.
Mir scheint also, dass die Männer des iranischen Gottesstaates und die Taliban in Afghanistan Beispiele dafür sind, wie eine Religion einseitig ausgelegt wird, um sie als Machtmittel zu benutzen und die Menschen gefügig zu machen.
Wenn Einer daherkommt und sagt: Ich kenne Gottes Willen, er will die Unterjochung der Frauen und die Vernichtung aller Menschen, die meiner Ideologie nicht zustimmen — dann muss man hellhörig werden und auf kritische Distanz gehen. Wenn er darüber hinaus den Menschen alle Lebensfreude vermiesen will und Musik und Tanz untersagt, dann fragt sich doch jeder Mensch bei Verstand, welcher Dämon diesen Prediger reitet, der behauptet, Gottes Willen zu kennen.
Wir haben in der Geschichte immer mal wieder solche Figuren gesehen, die menschenfeindlichen Unfug predigten und kraft einer gewissen Ausstrahlung Anhänger um sich scharen konnten. Aber die meisten von ihnen sind (gottlob) auch wieder von der Bildfläche verschwunden, ohne größeren Schaden anzurichten.

Leute, lasst Euch nicht Euren Verstand abschwatzen, haltet Distanz zu Fanatikern, entzieht Euch jeder Gehirnwäsche! Wozu hat Euch Euer Schöpfer denn Hirn gegeben? Dank der Gnade Gottes dürft Ihr dieses auch benutzen. Also blamiert Euch nicht, indem Ihr ohne Nachdenken irgendwelchen Führern hinterherlauft, die Euch vom Denken abhalten wollen und bedingungslosen Glauben fordern. Das gilt in religiösen Fragen genauso wie in politischen.

Wer Euch zum Hass aufputschen will, den findet verdächtig und fragt Euch, was er wirklich im Schilde führt! Denn Hass macht blind und trübt den Verstand. Gott will aber, dass Ihr seine Gabe nutzt, also schärft Euren Verstand, und seid neugierig auf die Welt und auf mehr Wissen. Soviel kann man auf jeden Fall über Gottes Willen sagen.

Noch ein Hinweis für Fortgeschrittene: Wer sich viel im Internet umschaut und besonders viel in den social media herumsurft und -wischt, der sei auf der Hut vor unbemerkter Manipulation. Wir sollten es nicht nur wissen, wir sollten es auch im Hinterkopf präsent haben, während wir da unterwegs sind: Was uns präsentiert wird, bestimmt ein ausgefeilter Algorithmus, und der kennt unsere Vorlieben und auch unsere Sensationslust genau… Wir glauben, wir bestimmten selbst die Auswahl der gezeigten Inhalte und Seiten, aber das ist ein Glaube ohne reale Grundlage. Die meisten von uns sind sowieso viel zu schnell beim Klicken und Wischen, um auch mal kritisch innezuhalten und zu überlegen, was da abgeht, und was sie da eigentlich tun (und wieviel Zeit das kostet). Nein, keine Zeit zum Überlegen, da warten schon die nächsten Sensationen und witzigen Tiervideos, die der Algorithmus geschickt anbietet.

Wer nicht daran gewöhnt ist, Dinge oder Vorgänge auch mal kritisch zu hinterfragen und zu prüfen, der hat es schwer, Manipulation überhaupt zu bemerken. Also bitte, seid vorsichtig und schaltet Euer Hirn nicht auf doof, wenn Ihr im Internet unterwegs seid! *

S. R.

Hier noch eine Klarstellung zum Thema „Islamismus“ in Deutschland: Mordanschlag in Solingen: Diesmal könnte sich tatsächlich etwas ändern – Kolumne – DER SPIEGEL

* Dazu ein aktuelles Beispiel >»Doppelgänger«: Prorussische Propagandakampagne verlinkt auf gefälschte Nachrichtenseiten – DER SPIEGEL Putins Leute schrecken vor keiner Fälschung zurück, und der Superreiche Elon Musk nimmt sich ebenso das Recht heraus, seine Macht zu missbrauchen — nach dem Motto: Ich kann es, also mache ich’s. Moralische Bedenken? Fehlanzeige.

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Ist Armut strafbar?

KINDERGRUNDSICHERUNG sollte von der Ampel-Regierung eigentlich beschlossen werden, wird aber von Seiten der FDP torpediert. Was haben die FDP-Leute und andere gegen Kinder?
Diese Frage zu stellen, ist kein populistischer Angriff im tagespolitischen Gezänk, wie Manche jetzt spontan denken mögen. Denn Kinderarmut ist in Deutschland schon seit vielen Jahren ein Thema, allerdings eines, das in den höheren Etagen der Politik eher vernachlässigt wurde. Jedes siebte Kind in Deutschland von Armut bedroht | tagesschau.de
Das Problem dabei scheint mir der grundsätzliche Blick auf Armut und Reichtum zu sein. Reiche und Wohlhabende sehen ihre Knete nicht nur als wohlverdient an, sondern auch als Ergebnis vermehrter Anstrengung und Leistung. Daraus folgt im Umkehrschluss: Wer nicht wohlhabend oder gar arm ist, der hat sich nicht genug angestrengt, der ist womöglich zu faul, um auf einen grünen Zweig zu kommen. Oder er ist zu blöd oder nicht clever genug, um die Chancen zu nutzen, die (theoretisch) jeder hat.
Dagegen erarbeiten sich Andere bescheidenen oder größeren Wohlstand, sind clever genug, Steuervorteile und -schlupflöcher zu nutzen und ihre Steuerlast zu minimieren (mit Hilfe gut bezahlter Fachleute). Wer (wie Fettaugen auf der Suppe) obenauf schwimmt, neigt leicht dazu, das nicht nur als Lohn für eigene Leistung zu verstehen, sondern mehr noch, sich als etwas Besseres zu fühlen, als die Creme der Gesellschaft. So schleicht sich in die Wertschätzung der eigenen, gehobenen Stellung leicht eine Geringschätzung derer ein, die nicht zur Creme zählen, die es schwerer haben, die auf keinen grünen Zweig kommen, oder gar arm sind.
In Deutschland zahlst du im Grunde (im Verhältnis) weniger Steuern, wenn du sehr viel Knete hast und die sowohl clever investierst als auch irgendwo auf der Welt in Steueroasen parkst. Die meisten Steuern zahlen aber die hart arbeitenden „Kleinen Leute“ und Mittelständler.
Neben Kinderarmut haben wir auch noch Altersarmut, die häufiger Frauen als Männer betrifft. Doch eine Ursache, das Ehegattensplitting, wollen interessierte Männer nicht abschaffen. Dabei ist diese Steuer-Regelung längst aus der Zeit gefallen. Aber die Verteidiger dieser Regelung führen trotzdem bei anderen Themen gern das Wort „Fortschritt“ im Mund.
Ein Land wie Deutschland, das in der Welt als reich gilt, leistet sich trotzdem einen hohen Anteil an Kinderarmut, dazu eine krasse Bildungsmisere mit geringer Chancengleichheit (wie PISA-Studien belegen), und immer noch steigende Mieten sowie steigende Zahlen an Obdachlosen.
Wie kann es sein, dass ein großer Teil der Bevölkerung das hinnimmt und dennoch Parteien wählt, die sozialer Not im Lande relativ gleichgültig gegenüberstehen?
Wie, frage ich mich, ist diese verbreitete Gleichgültigkeit zu erklären? Ich fühle mich erinnert an Zustände im Mittelalter, als Armut nicht nur als Schande galt, sondern auch bestraft wurde: Konnte jemand seine Schulden nicht bezahlen, landete er im Schuldturm, bis er ausgelöst wurde. Wir Deutschen im 21. Jahrhundert haben uns scheinbar daran gewöhnt, Armut als eher selbstverschuldet oder gar gottgegeben zu betrachten. Hauptsache, wir Bessergestellten können noch konsumieren und uns mit teurem Smartphone und fettem SUV von der „Masse“ absetzen. Wenn nicht, verstecken wir die „Schande“, dass wir uns sowas nicht leisten können. Im Zweifel schleichen wir zur Tafel, weil uns die Ernährung teils schon zu teuer geworden ist.

Empörend finde ich populistischen Dummschwätz beim Thema Bürgergeld: Einige Politiker wollen uns weismachen, dass ein paar Bürgergeld-Empfänger, die angebotene Jobs nicht annehmen, ein Riesenproblem seien. Fragt man nach den realen Zahlen, dann sind das bei 1,7 Millionen Empfängern nur 16 Tausend, also eigentlich nur ein Häuflein Leute. Daneben hören wir, dass weit mehr Menschen gern arbeiten würden, aber von bürokratischen Barrieren ausgebremst werden. Und überhaupt, hat es sich doch längst herumgesprochen, dass niemand wirklich in Arbeitslosigkeit glücklich ist, denn grundsätzlich hebt es das Selbstwertgefühl, wenn man nicht von Unterstützung abhängig ist, sondern seinen Lebensunterhalt selbst bestreitet. Und der Kontakt zu ArbeitskollegInnen und anderen Menschen im Berufsleben gibt ein Gefühl von Teilhabe an der Gesellschaft, man fühlt sich wahrgenommen… erst recht dann, wenn man noch ein paar Kröten übrig hat, um nach Feierabend mit Anderen ein Bier zu trinken.

Ist Deutschland so sozial, wie es Viele sehen oder behaupten?

Ich glaube eher, dass man in Deutschland leicht ins Elend rutschen kann, sobald man auf Hilfe angewiesen ist. Zumindest wird man dann schief angesehen: Du liegst dem Staat auf der Tasche, die anständig Arbeitenden finanzieren Dich mit ihren Steuern. Dagegen wird nicht schief angesehen, wer nahezu gar keine Steuern zahlt und eine 40m lange Jacht in Marbella liegen hat. Da heißt es nur: Respekt, der hat es geschafft! Kaum jemand fragt, ob oder wieweit dieser Reichtum rechtmäßig erwirtschaftet wurde.

Der Staat lässt sich dabei einen Batzen Steuereinnahmen entgehen, indem er seine Behörden, insbesondere Steuerfahnder, sehr knapp ausstattet, ja sogar manchmal erfolgreiche Steuerfahnder bremst, die den großen Steuersündern zu dicht auf den Fersen sind.

Ich lasse mir nicht einreden, dass reiche Menschen moralisch bessere sein sollen als arme. Ich sehe systemische Gründe, die manchen Menschen das Leben schwerer machen als anderen. Und Korrekturen im System sind der Knackpunkt, da kann der Sozialstaat noch besser werden. Da sollte nachgesteuert werden, statt die Leute dumm zu schwätzen und die Schieflage noch zu verstärken. —

Nein, kommt mir jetzt nicht mit dem Vorwurf „Neiddebatte“! Das liegt mir fern. Ich beurteile Menschen nicht nach dem, was sie besitzen oder nicht besitzen, und sehe reich begüterte Menschen weder als per se bessere noch schlechtere an. Man muss schon differenzierter hinsehen. Und ja, es gibt reiche Menschen, die ein Gefühl für soziale Schieflagen haben und einen Teil ihres Vermögens für soziale Zwecke einsetzen, z.B. in Form von Spenden oder Stiftungen — und einige fordern darüber hinaus, dass große Vermögen angemessener besteuert werden. Superreiche: Mehr als 100 Millionäre sprechen sich für Vermögenssteuer aus | ZEIT ONLINE

W. R.

P.S.: Lasst Euch nicht irreführen und ablenken: Seit Jahrzehnten versuchen Leute aus AfD-Kreisen und einige Andere, von Putins Trolls unterstützt, im Lande Stimmung gegen Migranten und Geflüchtete zu machen und unsere Gesellschaft zu spalten. Schon vor mehr als 20 Jahren, als es nur wenige Geflüchtete und Asylsuchende hier gab, hörte ich ein Gerede in der Art: „Die kommen hierher und kriegen alles vom Staat bewilligt, während wir Deutschen in die Röhre gucken.“ Mir war schon damals klar, dass es da gar nicht um Fakten, sondern um Gemaule und Stimmungsmache ging. Dahinter steckt, wie wir längst wissen, eine gezielte politische Kampagne, um Teile der Bevölkerung gegen andere aufzuwiegeln und Unruhe zu provozieren.

Darum: Lasst Euch nicht an der Nase herumführen und von den echten Problemen auf Scheindebatten ablenken. Nicht Armut ist eine Schande, sondern der Dummschwätz, der von den Ursachen ablenken will. Zu wenige Chancen für Benachteiligte, zu viele Arme in einem reichen Land, das ist die wahre Schande im Staate D.

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