Archiv für den Monat: April 2020

Wie ertragen die das?

IR sehen, es geht: Ein großes Land wählt einen inkompetenten Dödel zum Präsidenten, der sich durch schlechtes Benehmen, großmaulige Ankündigungen, schamloses Selbstlob, und irrlichternde Entscheidungen immer wieder selbst disqualifiziert. Und dennoch, oder gerade deswegen, lieben und unterstützen ihn seine Anhänger, denn seht, er ist einer von uns, er redet und benimmt sich wie wir, wir verstehen ihn und er uns, einen besseren Präsidenten können wir uns gar nicht vorstellen.
So scheint das für Donald Trump zu funktionieren. Und wenn er Glück hat, kann das sogar für seine Wiederwahl funktionieren. Jedenfalls ordnet er alles diesem Ziel unter. Das Wohl des Landes interessiert ihn nur soweit, wie er sich als mächtiger Präsident wohlfühlen und in Szene setzen kann. In den Augen von Menschen, die nicht zu seinen Wählern und Anhängern zählen, ist er eine schlechte Karikatur eines geltungssüchtigen Möchtegern-Fürsten mit absolutistischem Glanz. Solche Kritik stört aber einen Trump nicht, ihm ist nur wichtig, bei seinen Anhängern gut anzukommen.
Man möchte eigentlich gar nicht mehr über ihn reden, aber das geht nicht, wenn so ein unreifer Kindskopf dieses Amt innehat und einfach nicht die Klappe halten kann – und wieder mal Mist baut, für den Andere verantwortlich sein sollen. Es gibt dafür mittlerweile zahlreiche Beispiele. Und weil er es nicht versteht, dass es gut wäre, auch mal den Mund zu halten, liefert er zuverlässig immer neue Klöpse und Aufreger. Er muss zu Allem unreflektiert seinen Senf geben, am liebsten über Twitter; das kommt seinen knappen, kindisch übertriebenen Formulierungsmöglichkeiten entgegen.

Aber genau damit verhält er sich so wie die Mehrheit der Menschen, die in den „sozialen Netzwerken“ unterwegs sind: Nachricht und Unfug werden oberflächlich wahrgenommen, nebeneinander gestellt, gleichwertig konsumiert, und spontan gelikt, kommentiert, geteilt. Auch Trump hat keine Ahnung, was guter Journalismus ist, für ihn ist eine Meldung bei den rechtslastigen Fox-News, die ihm spontan gefällt, mehr wert als ein Artikel in der New York Times, der nach den Regeln des Journalismus recherchiert wurde und dessen Autor seine Quellen kritisch geprüft hat.

So beschimpft er denn auch Vertreter des Qualitäts-Journalismus auf seinen Pressekonferenzen oft: „You are Fake News!“ Denn Kritik und kluge Einwände mag er gar nicht, und demgemäß verhält er sich, er lobt, er beschimpft, er prahlt aus dem Bauch heraus. Mit der Wahrheit nimmt er es auch nicht genau, er lässt sich beim Lügen ertappen, er sucht die Schuld für seine Fehler immer bei Anderen – eine Erklärung dafür, dass in seinem Beraterkreis eine hohe Fluktuation herrscht. Das verstärkt noch die Tendenz zu sprunghafter und planloser Politik.

Schlimmer geht immer: In der Corona-Krise heizt er die aggressive Stimmung an, spaltet weiter das Land, ruft indirekt zum Sturz von Gouverneuren auf, die wirksame Maßnahmen durchsetzen – sofern es Demokraten sind: „Befreit Michigan!“ Und schon rotten sich bewaffnete Demonstranten vor dem Gouverneurs-Amtssitz zusammen. Das bewegt sich schon gefährlich in die Nähe eines Bürgerkriegs.

„Make America great again“ – dass ich nicht lache! Trump demontiert das Ansehen der USA wie ein Horrorclown. Armes Amerika! Da bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Wie ertragen die Vernünftigen im Lande das nur?*

W. R.

*Antwort: gar nicht. (5) Eine Weltmacht höhlt sich selbst aus: Die USA sind auf dem Weg zu einem „failed state“ – Politik – Tagesspiegel

Nachtrag am 04.05.2020: Wie könnte es anders sein, nicht nur in den USA, sondern auch bei uns versuchen verschiedene Akteure, auf der Corona-Krise ihr eigenes Süppchen zu kochen: „Das wird man ja wohl mal sagen dürfen“: Der fehlgeleitete Furor der Corona-Kritiker – Politik – Tagesspiegel

Aktueller Einwurf Juni 2020:

Nachtrag im Juli 2020: Wer die Nachrichten verfolgt, sieht, dass es über Trump im Prinzip nichts Neues zu melden gibt. In der Bevölkerung scheint aber der Überdruß an seiner Schaumschlägerei zu wachsen. Denn die Menschen müssen seine verfehlte Politik der Verharmlosung des Covid 19 Virus ausbaden. Sie glauben immer weniger seinen markigen Beteuerungen des „Wir haben alles im Griff“. Und sein autoritäres, brachiales Vorgehen gegen Demonstranten kommt nicht gut an bei Leuten, die noch an die Demokratie im Lande glauben wollen.

Typisch für Trump sind auch seine sprunghaften Kehrtwendungen. Monatelang lehnte er es ab, mit Mund-Nasen-Schutz aufzutreten. Dann plötzlich zeigt er sich mit Maske und sagt, er habe nie etwas gegen die Masken gehabt. Dass seine Anhänger ihrem Vorbild folgten und mehrheitlich seine Wahlveranstaltungen ohne Masken besuchten, dass danach die Infektionszahlen in derselben Gegend sprunghaft anstiegen – das interessiert einen Trump nicht. Hauptsache, er hatte seine Show.

Was interessiert einen Trump überhaupt? Dass er Beifall bekommt, dass er wiedergewählt wird. Mit Wissenschaft und Fakten hat er nichts (Gutes) im Sinn, weil die oft seinen Behauptungen und Lügen widersprechen. Konkret: >US-Wahl: „Dass Trump Republikaner ist, ist zweitrangig“ – Medien – SZ.de

Nachtrag am 24.12.2020: Trump ist abgewählt, aber noch im Amt. Und er treibt Unfug und egoistische Manöver bis zuletzt, siehe > US-Präsident Donald Trump: Präsident gnadenlos – Politik – SZ.de

Trump will rundum alle dafür strafen, dass sich seine Erzählung vom (nicht belegten) „Wahlbetrug“ nicht durchsetzt. Das kommt davon, wenn man so einen egozentrischen Kindskopf zum Präsidenten wählt. Doch Schadenfreude ist unangebracht, weil Trump noch bis 20.01.2021 weiteren Schaden anrichten kann. Sein Nachfolger kann einem jetzt schon leid tun.

Sieben Jahre schon

SIEBEN Jahre schon beglückt diese Website fu-frechen.de den interessierten und denkbereiten Teil der Welt. Offizieller Start war am Welttag des Buches, damit verbunden war ein Statement: Diese Website ist wie interessante Bücher für Leute gemacht, die nicht dem hektischen Konsum, sondern dem bedachten, mitdenkenden Gebrauch von Kulturgütern frönen. Erst in dieser Zeit der Corona-Krise geht vielen Menschen auf, dass die verbreitete Hektik „vor Corona“ nicht das Maß allen Lebens sein kann… So nehmen sich manche – teils genötigt durch das „stay-at-home“-Prinzip – endlich mal Zeit, in Ruhe zu sichten, was im Internet auf sie einflutet, sie lernen ein Stück weit, genauer hinzusehen und hinzuhören, und auszuwählen. Und manch Eine/r macht die Erfahrung, dass sich beim Husch-Husch-Zappen durch möglichst viele Kanäle und Websites Manches leicht überhört oder übersieht, was Einem/r erst beim zweiten Hinhören bzw. Hinsehen auffällt. Und dabei dämmert irgendwann auch die Erkenntnis: Man verpasst vielleicht mal etwas, wenn man Einiges weglässt, aber man gewinnt auch Lebensqualität, wenn man auswählt und das dann umso mehr genießt/auswertet/wertschätzt. Also: mehr Klasse, weniger Masse.

Am 23. April, dem Welttag des Buches, sei auf die Unterseite >F.U.F.-Bibliothek hingewiesen. Alles Weitere dort!