Archiv des Autors: Wolfgang Reinert

Visionen

AM Tresen ging es hoch her: Die Stammtisch-Runde stritt über die aktuelle Politik:
„Wie der Kanzler den Finanzminister rauswarf, das war unwürdig!“
„Quatsch! Das war das einzig Richtige. Ich bin kein Scholz-Fan, aber da hat er mir seit Langen mal richtig gut gefallen. Das war authentisch, wie er sich den Frust über die FDP in der Koalition von der Seele geredet hat. Hätte er vielleicht schon früher tun sollen, als die FDP einen wochenlang ausgehandelten Kompromiss kurz nach der Verkündung wieder in Frage stellte. So kann man keine Politik machen, es sei denn, man will den Bruch der Koalition provozieren.“
„Das war aber ein schlechter Zeitpunkt, wo gerade Trump die Wahl in den USA gewonnen hatte!“
„Es war höchste Zeit! Und daran sieht man doch, dass der Kanzler mit sehr viel Geduld versucht hat, die Ampel-Koalition zusammenzuhalten. Dem zum Trotz hat die FDP noch einen draufgelegt mit ihrem jüngsten Verhalten…“
„… und verliert keine Zeit, sich direkt der Union an den Hals zu werfen, auch mit der Forderung nach sofortigen Neuwahlen.“
„Eben. Dabei wusste jeder aufgeklärte Zeitgenosse, dass Neuwahlen gar nicht SOFORT stattfinden können. Das braucht eine Mindest-Vorlaufzeit, damit es überhaupt ordentlich organisiert werden kann. Das hatten die Populisten aber gar nicht auf dem Schirm.“ „Wollten sie auch nicht, weil sie dem Volk nach dem Munde reden. Außerdem wollten sie Scholz daran hindern, seine Umfragewerte zu verbessern.“
„Hör mir auf mit Umfragen! Das sieht man ja gerade wieder in den USA, wie zuverlässig die sind. Von wegen Kopf-an-Kopf-Rennen! Trump hat spektakulär gewonnen. Schlimmer konnte es kaum kommen.“

„Und die EU streitet wie eh und je, keiner will nationale Interessen zurückstellen — aus Angst vor Wahlerfolgen rechter Populisten. Wir haben keine europäische Außenpolitik, auch keine gemeinsame Verteidigung und Rüstung, und das, obwohl seit Jahren klar ist, dass ein uneiniges Europa zwischen China und den USA nix zu melden hat. Auch nicht gegenüber Putins Russland. Zum Haareraufen!“

„Und AfD und BSW sorgen dafür, dass vor allem Putin sich die Hände reiben kann…“

„Erst recht, nachdem Trump zusammen mit Elon Musk sich warm laufen für eine Regierung der Groß-Kapitalisten, Verschwörungsmythen-Fans, Rassisten, Frauenhasser, Justiz-Feinde… Da ist alles Negative versammelt. In früheren Jahrhunderten hätten viele Leute gesagt: Das ist der Beginn der Herrschaft des Antichristen. Er verführt immer mehr Menschen dazu, das Trennende und Zertörende zu befeuern und sich von Menschlichkeit, Versöhnung und Friedfertigkeit abzuwenden. Das zog schon mit Putin am Horizont herauf, aber Viele wollten die Anzeichen nicht sehen.“

„Jetzt werd mal nicht komisch mit Deinem Antichrist und so, wir leben doch nicht im Mittelalter!“

„Bist Du Dir da so sicher? Vieles sieht nach der Rückkehr alter Ideen aus, nicht nur die AfD will die Zeit weit zurückdrehen. Und nun will das auch noch der mächtigste Mann der Welt.“

„Trump, meinst Du?“

„Ich weiß nicht, ob das nicht bald Elon Musk sein wird. Der scheint davon zu träumen, König der Welt zu werden.“

„Gar nicht so weit hergeholt — wenn der alte Trump dement wird oder unzurechnungsfähig, was er vielleicht schon in Ansätzen ist, dann hört er womöglich nur noch auf seinen Kumpel Elon …“ —

Au weia, was für schlimme Visionen! Mir reichte es, ich trank mein Bier aus und verließ schnell das Lokal. Draußen war trübes November-Wetter: kein Stern, nur von den Lichtern der Stadt aufgehellter Wolkenteppich. Ein Düsenflugzeug übertönte den Verkehrslärm.

W. R.

Köln-Notizen Nov. ’24

DIE Investoren und die Manhattan-Fans lassen nicht locker: Schon in den frühen Nuller-Jahren gab es einen Anlauf von Investoren und Manhattan-begeisterten Stadtpolitikern, in Köln Wolkenkratzer hochzuziehen und damit das Stadtpanorama (in ihren Augen) zu verweltstädtischen, dabei aber die prägende Wirkung des Kölner Doms mit Hochhaussilhouetten zuzuballern. Das wurde damals verhindert, auch mit der Drohung der Unesco, den Dom von der Liste des Weltkulturerbes zu streichen. Letzteres wäre konsequent gewesen, wenn Köln selbst gezeigt hätte, dass es seine Identität und das deutschlandweit beliebteste Wahrzeichen nicht mehr wertgeschätzt hätte.
Eine Folge des damaligen Streits war, dass Köln 2007 ein Höhenkonzept für die Bebauung beschloss, um künftig aus dem Rahmen fallende Bauplanungen schon im Vorfeld begrenzen zu können.
Dennoch versuchten immer mal wieder Bauherren, Ausnahmen von dieser Begrenzung zu erwirken. Aktuell ist es ein geplantes 50 m hohes Gebäude am „Weltstadthaus“ an der Schildergasse, das die Gemüter erregt. Das Vorhaben stößt auf Protest, auch vom Pfarrer der nahen Antoniterkirche. In einem Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers vom 7.11.24 beschwert er sich: Viele Auflagen waren bei Bauten rund um die Antoniterkirche zu beachten, nicht nur wegen des Höhenkonzeptes, auch wegen des benachbarten Weltstadthauses. Und nun dies!
Zudem: Würde diese Höhenausnahme zugelassen, gäbe es wahrscheinlich einen Dammbruch, weitere Bauherren stünden Schlange…
Im Kern geht es den Bauherren bzw. Investoren natürlich um die Rendite pro qm. Daher wollen sie auf teurem Baugrund möglichst viel umbauten Raum schaffen, also in die Höhe bauen. Das ist die finanzielle Seite.
Die andere Seite ist grundsätzlich, ob sich ein Bauvorhaben a) ins Gesamtbild der Umgebung einfügt oder störend heraussticht, und b) ob es sich mit dem Denkmalschutz verträgt und Rücksicht auf die Substanz und optische Wirkung vorhandener Denkmäler nimmt.

Ausführlich habe ich den Streit der Nuller-Jahre schon 2013 im Buch „Die Beatus-Chronik“, S. 120-123, kommentiert und eingeordnet. – – –

Anderes Thema: In den Köln-Notizen#18 vom 12.2.15 war bereits von der Sessionseröffnung des Kölner Karnevals und von Goethes „Qualitätssiegel“ die Rede. Nach den Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre im Bereich Zülpicher Straße und auf der „Ausweichfläche“ Uni-Wiesen muss man einräumen: Der Kölner Karneval, von Goethe vor ca. 100 Jahre zum Kulturgut geadelt, könnte seinen Ruf einbüßen und wie vor einem Jahrhundert wieder zum reinen Besäufnis mit Sittenlosigkeit herabsinken, wenn weiterhin Massen von jungen Leuten nach Köln strömen, um sich dort vollaufen und gehen zu lassen. – – –

W. R.


Auf Augenhöhe!

SO darf es nicht weitergehen: Was erlauben sich Männer, die über Frauen verfügen wie Sach-Eigentum, die selbstherrlich entscheiden, dass ihre Frau oder Freundin oder Ex nicht mehr leben soll? Geht’s noch, Ihr Schwachköpfe?
Beispiele:
Es geht mir als Mensch (männlich) nicht in den Kopf, wie es sein kann, dass ein Mann in Kenia seine Frau umbringt, weil sie im internationalen Sport Erfolg hat (und er nicht).
Oder, geschehen in Deutschland: Ein Mann bringt seine Frau um, die sich von ihm trennen will — weil er sich in seiner Ehre verletzt sieht.
Da frage ich mich: Was ist das für eine Ehre, wenn mann zum Mörder wird? Sind Frauen in den Augen dieser Männer keine Menschen?
Es geht hier keineswegs um exotische Gesellschaften mit fremden Ehrvorstellungen, denn die Spitze eines Eisberges zeigt ja nur das Unübersehbare, das man nicht leugnen kann. Hier geht es vielmehr um die grundsätzliche Respektierung der Frau NEBEN dem Mann (und nicht irgendwo unter ihm)! Gleichwertig und auf Augenhöhe!
Viele haben sich einreden lassen, dass der Mensch in Schubladen verschiedener Wertigkeit sortiert werden könne, sei es nach Geschlecht, nach Herkunft, nach Hautfarbe, nach Einkommen und Besitz. Alles Unfug! Wer so denkt, der höre auf zu faseln von Menschenrechten oder Gleichheit, der höre auch auf, für sich Rechte zu fordern oder in Anspruch zu nehmen, die er Anderen verweigert! Wer Ungleichheit in der Behandlung von Menschen akzeptiert, darf sich nicht beschweren, wenn er selbst Opfer von ungleicher Behandlung wird.
Kommt mir nicht mit religiösen Begründungen! Die Schöpfungs-Erzählungen in „heiligen Büchern“ wurden von Männern aufgeschrieben und interpretiert. Biologisch ist der Mensch, grob gesagt, in zwei „Baumustern“ entstanden, wobei das Muster „weiblich“ und „männlich“ gleichermaßen notwendig wurde zur Fortpflanzung und zur Erhaltung der Art. Wo ist da eine Begründung für ein Patriarchat?
Übrigens: In der Natur zeigen viele Beispiele auch, dass es kein binäres Prinzip „entweder männlich oder weiblich“ gibt. Wer sich nicht auf „die Religion“ beruft, versucht es ja oft mit „der Natur“. Aber da wissen wir schon lange, dass sich dort auch nicht-binäre Lebewesen tummeln, und dass es „in der Natur“ auch gleichgeschlechtliche Liebe gibt. Ja, diese Natur, die Gott geschaffen hat, kennt eben mehr als nur die eng gefassten Begriffe von Menschen, die ihre Regeln, die sie in ihrer Gesellschaft eingeführt haben, unbedingt als unumstößlich etablieren wollen. Deshalb ist alles angeblich gegen Gott und/oder gegen die Natur, was nicht zu diesen menschengemachten Regeln und Gesetzen passt.
Also, Machos, seid vorsichtig mit Euren Argumenten, macht Euch nicht lächerlich. Gott oder die Natur funktionert nicht nach Euren Wünschen, da helfen auch keine Drohungen und keine Gewalt. Für Euch wird es Zeit, umzudenken und in Frauen Menschen auf Augenhöhe und echte Partnerinnen zu erkennen.
Aufruf an alle Menschen: Verbietet und verhindert Femizide (Mord an Frauen durch Macho-Männer)!
Habt Ihr von der Istanbul-Konvention gehört? Informiert Euch!
Hier der Link: Die Istanbul-Konvention – UN Women Deutschland

W. R.

Mehr über diese Thematik und ihre psychologischen Aspekte finden Sie in der Unterseite >Literatur ….. , dort zum Buch Blaubarts Geheimnis von H. Suhrbier.

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Friedensgespräche

ES wurde etwas lauter diesmal — am Theken-Stammtisch. War die verbreitete Hektik, die verhärtete Debattenkultur, die Spaltung der Gesellschaft nun auch hier angekommen?
„Ich finde, da hat der Söder völlig recht: Die Union sollte nicht mit den Grünen zusammengehen, nicht in einer kommenden Bundesregierung.“
„Das sehe ich anders. Woher weiß denn Söder, ob demnächst die Union überhaupt noch eine Wahl hat, mit wem sie koalieren könnte? Söder geifert schon lange gegen die Grünen, er hetzt und verleumdet, er verteufelt die Grünen als seinen Hauptfeind. Angeblich sind die ideologisch festgefahren, aber wenn ich mir Söder anhöre, dann scheint ER der Festgefahrene, der eine ideologische Wagenburg des Konservatismus hochzieht. Was tut denn Söder gegen die sich anbahnende Klimakatastrophe? Er umarmt vor laufenden Kameras Bäume, das kostet nix, und niemand muss irgendwas ändern.“
„Ach kommt, wir haben doch zurzeit andere Probleme: die Wirtschaft. Die wird doch auch von zuviel Umweltschutz behindert…“
„Was?? Zuviel Umweltschutz? Bist du blöde, oder was? Wie kann es denn zuviel Umweltschutz geben? Es gibt doch immer noch viel zu wenig Umweltschutz, und vor allem Klimaschutz. Bei uns in Deutschland, wie auch in anderen Industrienationen.“
„Also, wer ist hier blöde, das verbitte ich mir! Schau dir die Wirtschaftszahlen an…“
„… und daneben die rasant steigenden Kosten durch Unwetter, Dürre, …“
„… und Kriege, die nicht nur Geld verbrennen, sondern auch weitere Flüchtlingsmassen in Bewegung setzen. Ich kapier’s nicht: Wie kann man der Ukraine nicht genug von den versprochenen Waffen liefern, aber dann über viele Flüchtlinge aus der Ukraine jammern, über überforderte Kitas und Schulen, usw.“
„Man hätte eben schon längst mehr über Frieden verhandeln müssen!“
„Sicher, aber mit wem, du Dödel? Wenn Putin nur die Unterwerfung der Ukraine akzeptiert, sonst aber nicht ernsthaft verhandeln will und denen alle E-Werke und Heizanlagen kaputtschießt…“

Die Debatte wurde hitziger und lauter, ich fühlte mich als unbeteiligter Zuhörer nicht wohl und ging erstmal zur Toilette. Als ich zurückkam, hatte sich die Debatte nicht beruhigt. Ich trank mein Bier aus und zahlte. Bevor ich durch die Tür war, hörte ich noch:

„Waffen liefern schafft keinen Frieden!“

„Wenn der Krieg erstmal im Gange ist, helfen keine warmen Worte. Die Waffen der Anderen schaffen dann Tatsachen, die dir auch nicht gefallen werden!“

„So kann die Welt nicht in Frieden leben!“

„Genau! Solange Leute lieber die Waffen sprechen lassen, gibt es keine wirklichen Friedensgespräche.“

„Ach ja, Friedensgespräche — wer wünscht sie sich nicht? Aber wenn für unsere Friedenssehnsucht die Ukraine dem Putin ausgeliefert wird? Geht es hier darum, dass wir Friedensfreunde uns gut fühlen? Was fühlen die Menschen, die nicht von Putins Soldaten gefoltert, vergewaltigt und abgemurkst werden wollen? Wie kann man nur aus „Russlandfreundlichkeit“ so empathielos sein?“

Hinter mir fiel die Tür zu, ich stand vor der Kneipe und blickte in den Nachthimmel. Ich sah keine Sterne, es war zu hell hier. —

von W. R. mitgehört und aufgeschrieben

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Leiden am Homo Sapiens

Was der Homo Sapiens sich derzeit auf dem Globus leistet, spottet mal wieder jeder Beschreibung. Nein, ich meine jetzt nicht die Leute, die immer noch den Klimawandel leugnen und beharrlich gesicherte Erkenntnisse der Wissenschaft als Lüge ablehnen, weil ihnen die Entlastungslügen der Profiteure an der Verbrennung fossiler Energie besser gefallen. Da können ganze Landstriche absaufen oder ausdörren, da können zu stark erwärmte Meere immer mehr katastrophale Wettereignisse auslösen, Gletscher in nie gesehenem Tempo abschmelzen… Nein, nein, das ist kein extremer Klimawandel, nur normale Schwankung, und schon gar nicht von Menschen gemacht… Parole: Augen zu und an den Weihnachtsmann glauben!

Wenn ich davon rede, was sich Homo Sapiens derzeit leistet, meine ich im Besonderen das, was in den letzten Wochen unsere Nachrichtensendungen beherrscht: die Gewaltausbrüche und Kriegshandlungen des Homo Sapiens, sowohl von Einzelpersonen wie von staatlichen Akteuren. Man kann sich nur noch die Haare raufen, wenn der angeblich vernunftbegabte Homo Sapiens (wie er sich stolz nennt) Amok läuft, Hass und Hetze verbreitet und diese als Ansporn zu Gräueltaten konsumiert, wie er mit Anderen Hassparolen schreit und sich einem gewalttätigen Mob anschließt, wie er auf Gewalttaten gegnerischer Horden mit noch mehr Gewalt reagiert und ständig nur noch nach Rache und Vergeltung ruft…

Die Menschheit hat mit solchem Verhalten schon so viele Erfahrungen gemacht, dass Beobachter von außen, sagen wir mal: außerirdische Besucher, annehmen könnten, diese Erfahrungen müssten gerade den Homo Sapiens mit seinem geistigen Anspruch endlich dazu bringen, dieses ganze Gewalt-Theater zu hinterfragen und dessen entsetzliche Sinnleere zu erkennen.

Die Geschichte lehrt uns, dass diese Erkenntnis schon lange gereift ist, aber leider nur bei einzelnen, nachdenklichen Menschen, zeitweise sogar bei einer größeren Zahl von Einsichtigen. Doch diese waren nie zahlreich genug, waren nie in einer überwältigenden Mehrheit. Und obwohl es Zeiten gab, in denen die allermeisten Menschen sich nur nach dauerhaftem Frieden sehnten, wurden doch immer wieder Konflikte vom Zaun gebrochen und angeheizt, wurde kalkuliert Hass gesät, wurden Feindbilder aufgebaut, wurde zu Gewalt aufgerufen…

Das Schauspiel, das zurzeit etwa der Nahe Osten bietet, ist jenseits aller Phantasie von Romanautoren. Aber auch die brutal realisierten Großmachtphantasien der russischen Führung tragen Züge des menschenfeindlichen Wahnsinns, und wenn man auf Putins engste Verbündete schaut, dann sieht man ähnliche Gesinnungen von Machtbesessenheit und Rücksichtslosigkeit gegenüber Menschen und Menschenleben.

Wladimir Putin, Xi jin Ping, Kim Jon Un reichen sich nicht nur bei persönlichen Treffen die Hand für die Kameras, sie sind sich auch in der Gesinnung einig, Machtziele über das Leben von tausenden von Menschen zu stellen. Das haben Autokraten und Diktatoren leider so an sich. Wenn sie erst einmal an der Macht sind, geben sie sie nicht mehr her, im Zweifel werden noch mehr Gefängnisse für Kritiker gebaut, werden Gegner umgebracht, wird die Bevölkerung überwacht und mit ständiger Propaganda zum Glauben an die Stärke und Weisheit der Führer „erzogen“.

Die Idee der Menschenrechte, in Europa vor Jahrhunderten gereift und in vielen Aufständen und Revolutionen politisch wirksam geworden, hat sich in den sogenannten westlichen Ländern weitgehend durchgesetzt und zur Bildung von Regierungssystemen geführt, die mehr oder weniger demokratisch sind und nicht nur durch Beteiligung der Bevölkerung in Wahlen, sondern auch durch Gewaltenteilung die staatliche Macht in kontrollierten Grenzen halten und damit die Alleinherrschaft von Personen, Gruppen oder Parteien verhindern oder zumindest erschweren.

Auf ihre unbeschränkte Macht pochende Herrscher oder Gruppen lehnen folgerichtig die Idee der Menschenrechte ab und verabscheuen Demokratie. In China behaupten Machthaber seit Langem, die Menschenrechte seien der eigenen Kultur fremd und passten nicht nach Asien. Russlands Machthaber Putin hasst Demokratie geradezu und fasste daher vor Jahren den Entschluss, die Ukraine als Staat zu vernichten bzw. in ein russisches Imperium zurückzuholen, nachdem dort eine Revolution stattgefunden hatte und eine Mehrheit sich von Russland ab- und der EU zuwandte.

Von Nordkorea ist bekannt, dass die von Stalins Kommunismus geprägte Führung gnadenlos ihre absolute Macht ausübt und im Zweifel die Priorität statt auf ausreichende Ernährung der Bevölkerung lieber auf militärische Hochrüstung und ein Programm zur Entwicklung von Atomwaffen legt.

Wenn wir auf den Iran blicken, dann sehen wir dort Züge eines Regimes, das Ähnlichkeiten mit den vorgenannten aufweist. Als ideologische Stütze dient hier nicht eine geschönte Vergangenheitsidee von wiederzuerrichtender Großmachtstellung, auch nicht eine kommunistisch gefärbte Herrschaftsidee, sondern das Prinzip Gottesstaat. Dort bestimmen die obersten Verwalter der Religionsinhalte, was Gottes Wille sei und was das politisch zu bedeuten habe. Die Bevölkerung wird von „Religionswächtern“ überwacht und mit Verhaltens- und Kleidungsvorschriften drangsaliert, besonders die Frauen.

In Ländern, in denen eine rigide Staatsführung herrscht, will diese ihren Machtbereich möglichst umfassend kontrollieren und daher möglichst uniformieren. Autoritäre Führer haben ein Problem mit Minderheiten, sowohl mit ethnischen Minderheiten in ihrem Staatsgebiet als auch mit Gruppen, die in religiösen Fragen, in der Lebensführung, in der sexuellen Orientierung nicht einem verordneten Einheitsbild entsprechen.

Wir erleben in Deutschland ja auch aktuell, dass es Menschen gibt, die autoritäre Führer gut finden und deshalb auch eine Abneigung gegen alle von einer gedachten Norm abweichenden Lebensentwürfe und Denkweisen entwickeln.

Diese Vorstellung vom gesellschaftlichen Einheitskorsett herrschte bekanntlich besonders im Mittelalter, und daher ist es kein Wunder, dass sich damals auch der Antisemitismus festsetzte, gefördert von der christlichen Kirche. Die Kirche spielt da inzwischen nicht mehr mit, aber weltliche Ideologen kaperten diese Auffassung von der Ausgrenzung und benutzten sie als Hetz- und Ablenkungsmittel für die Menschen, die sich über die politischen Verhältnisse beschweren wollten oder könnten. Diese perfide Strategie gipfelte in dem Spruch „Die Juden sind unser Unglück“, womit man die Menschen für dumm verkaufte und sie von den wirklichen Machtverhältnissen in Politik und Wirtschaft ablenkte.

Im russischen Zarenreich verfiel der Geheimdienst auf die Idee, zur Ablenkung der Kritik an der Zarenherrschaft und den gesellschaftlichen Verhältnissen die Mär von einer jüdischen Weltverschwörung zu erfinden. Um das Phantom einigermaßen glaubhaft in die Welt zu lancieren, setzten sich einige Geheimdienstler hin und schrieben ein Buch, das sie mit dem Titel „Die Protokolle der Weisen von Zion“ in Umlauf brachten — ein angebliches Originaldokument, in Wahrheit eine dreiste Fälschung mit dem Ziel, Juden zu diskreditieren und unter Generalverdacht als Staatsfeinde zu stellen.

Heute würde man das Fake News nennen, aber auch heute fallen ja Viele auf erfundene Nachrichten herein, vor allem auf solche, die im Netz kursieren und so tun, als verbreiteten sie wahre Nachrichten, die von den (gewissenhaft berichtenden) Medien bewusst verschwiegen würden. Bekanntlich wird das Netz inzwischen mit Falschmeldungen geradezu überschwemmt, die meist von autoritären Machthabern im Ausland veranlasst sind, um uns zu verwirren, zu verunsichern und gegeneinander aufzuhetzen.

Homo Sapiens macht sich selbst das Leben, vor allem das Zusammenleben mit anderen Menschen, unnötig schwer, indem er/sie oft das Trennende zu sehr in den Blick nimmt und darüber vergisst, dass alle Menschen auf dieser Erde viel mehr Gemeinsames verbindet, als es je an Unterschieden geben könnte.

Um den oben zitierten Spruch zurechtzurücken: Nicht die Juden, auch nicht irgendeine sonstige ethnische oder religiöse Gruppe ist unser Unglück; unglücklich macht sich Homo Sapiens mit den künstlich aufgebauschten Unterschieden, mit den Schubladen, in die Menschen einsortiert und mit denen sie oberflächlich bewertet werden. Unser Ungück sind Ausgrenzung, Diffamierung, Gewalt gegen Menschen, oder anders gesagt: Wir machen uns unglücklich mit einer Welt voller trennender Grenzen, in der wir alle diejenigen ablehnen, die nicht unserem Selbstbild entsprechen. Und, Hand auf’s Herz: Unser Selbstbild ist doch mehr oder weniger geschönt, die Schatten im Bild schieben wir gern von uns weg und projizieren sie auf Andere.

Genauso wie manch ein Mensch ein realistisches Selbstbild nicht ertragen kann, so kann er auch nicht ertragen, dass er an anderen Menschen Züge erkennt, die er bei sich selbst leugnet. Daher neigen Viele dazu, Fremden negative Eigenschaften zuzuschreiben: Sie wollen selbst gut dastehen, einen schlechten Charakter haben nur Andere. Sie machen nie wirklich Fehler, die sehen sie aber umso deutlicher bei Anderen…

W. R. (ein Homo Sapiens, keine KI)

P.S. Aufmerksame BesucherInnen dieser Website fragen sich wohl, was die Überschrift dieses Beitrags meint. Wer ein wenig über den Inhalt nachgedacht hat, kommt von selbst darauf — oder erinnert sich vielleicht an den schon vor Jahren gehörten Witz:

Treffen sich zwei Planeten. Sagt der eine: Oh-oh, ich leide an Homo Sapiens. Sagt der Andere: Das geht vorbei.

Grundsätzliche Bemerkung am 09.10.24:

Man hört und liest Sätze wie: „Der Hass auf Juden ist größer geworden.“ Das, lieber Nachbar-Homo-Sapiens, musst Du mir erklären! Wie kannst du jemanden hassen, wenn der dir nichts getan hat, der nicht gegen deine Interessen handelt, der einfach nur sein Leben als normaler Bürger leben will so wie du? Erklär mir dein Motiv zu hassen!

Ich höre Gestammel und allgemeine Ausflüchte in Aussagen über „die Juden“. Die sind aber an den Haaren herbeigezogen, und wenn ich nachfrage, was ihn persönlich stört, ist er weiter in Erklärungsnot und brabbelt was von „Man weiß doch…“ und „Schon lange…“ Darauf sage ich: „Man weiß doch, dass der ganze rassistische Unfug keine reale Basis hat, dass Juden Menschen wie wir sind — und nicht nur Juden…“ Da wird er verlegen, setzt noch zu einer Erwiderung an, wendet sich aber ab und trollt sich.

Habe ich ihn überzeugt? Ich vermute, eher nicht. Denn Vorurteile hat der Homo Sapiens nur, weil er sie haben will, nicht etwa aus guten Gründen, sondern aus Dünkel und Denkfaulheit. Ja, so ist es leider, Herr Nachbar. Ab und zu sollte man mal seine Einstellungen überprüfen und überlegen, ob sie noch auf der Höhe der Zeit bzw. des allgemeinen Wissens sind. Und ob sie dem eigenen, behaupteten Standard von Menschlichkeit entsprechen.

Aber dazu gehört, dass man überhaupt bereit ist zum Nachdenken… Wenn der Nachbar dazu nicht bereit ist, sucht er sich lieber Gesellschaft, wo er in seinen Vorurteilen bestärkt wird. Damit er sein Denkvermögen nicht anstrengen muss.

Man weiß doch: Auch so isser, der Homo Sapiens.

Zum 3.10.

Zum Feiertag 3.10.24 ein paar gefühlte Weisheiten:

AfD=Abstieg für Deutschland — eine einleuchtende Formel, wenn man hört, was die AfD für Deutschlands Wirtschaft plant. —
„Schluss mit dem Schuldkult!“ fordern Rechtsradikale, denn sie wollen in den Köpfen Platz schaffen für die nächsten Gewaltverbrechen, die sie vorhaben. Welche? Da wäre z.B. die Vertreibung von hier lebenden Migranten, nicht nur mit Schikanen, sondern mit Gewalt (egal, wohin sie dann fliehen könnten). Da wäre z.B. die aktive Bekämpfung aller modernen gesellschaftlichen Entwicklungen, angefangen bei der Toleranz gegenüber vielfältigen Lebensentwürfen und sexuellen Orientierungen, dann bei der Selbstbestimmung der Frau als gleichberechtigt gegenüber dem Mann, ferner bei dem Leitbild von Männlichkeit, welche wie anno dunnemals vorgestellt wird, und dann auch einer „deutschen Leitkultur“ als Vorschrift für Kulturschaffende und Lehrplan-Muster für das Schulwesen, etc.

Wenn Putin wieder Stalin zu Ehren kommen lässt (wohl sein heimliches Vorbild) und Maduro sogar Weinachten offiziell am 1.10.24 feiern lässt, dann müsste nach Meinung vieler autoritätsgläubiger Menschen doch auch bei uns möglich werden, dass wieder ein „starker Mann“ uns sagt, wo’s langgeht, und mal richtig „aufräumt“ mit dem ganzen modernen Scheiß, dem „links-grün versifften“. Wenn dabei ein paar Leute zu Schaden kommen — was soll’s, wo gehobelt wird, da fallen Späne, es wird schon die Richtigen treffen… (Ganz im Ernst, so einfach „denken“ bzw. fühlen manche ZeitgenossInnen. So simpel, so undurchdacht, so gruselig und im Kern menschenfeindlich. —

W. R.

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Vorbild „schwäbische Hausfrau“?

IN meiner Stammkneipe, Ihr wisst schon, war mal wieder Stimmung am Tresen-Stammtisch.
„Ja, Leute, Deutschland mit guten Straßen und guter Infrastruktur — das war einmal. Heutzutage muss man hoffen, dass die Brücken so lange halten, bis sie nach einem Sanierungsplan in ein paar Jahren endlich dran sind.“
„Aber das Tolle ist, die Große Koalition von Merkel hatte ihre Schwarze Null, die Ampel hat ihre Schuldenbremse, alles klar… auf der Andrea Doria!“
„Schuldenbremse ist richtig, damit die nachfolgenden Generationen nicht zu sehr belastet werden!“
„Werden sie aber, nämlich mit noch mehr Sanierungsstau in der Infrastruktur, mit der Bildungsmisere, mit…“
„Genau! Das mit den Schulden für die nächste Generation ist doch Geschwätz! Die Bahn ist ein Trauerspiel, die Brücken bröckeln, in die Schulen regnet es rein — wo ist das Geld hin, das da eingespart wurde? Was haben sich die Verantwortlichen bloß dabei gedacht?“
„Ja, ich kann’s auch nicht mehr hören. Alle kloppen auf der Ampel rum, dabei hat sie all diese Probleme von den Vorgängerregierungen geerbt, inklusive eine heruntergesparte Bundeswehr. Und dann kommen ein paar Hanseln und wollen am Sozialen sparen, am Bürgergeld und so.“
„Was mich am meisten aufregt: Ein paar Klugscheißer wollen uns weiter verarschen. Bei Finanzminister Schäuble hieß es damals, eine schwäbische Hausfrau könnte auch nicht mehr ausgeben, als reinkommt. So ein Quatsch! Der Bundeshaushalt funktioniert ganz anders. Eine schwäbische Hausfrau hätte z.B. die nicht benötigten Coronahilfen natürlich für andere dringende Sachen ausgegeben. Nein, das durfte die Ampel-Regierung nicht, dagegen klagte die CDU beim Bundesverfassungsgericht und bekam auch noch Recht. Von wegen, schwäbische Hausfrau! Das Naheliegende darf nicht gemacht werden. Und die CDU schlachtete das noch propagandistisch aus, von wegen „illegaler Haushalt“, und so. Was da wirklich abging, verstand der Normalbürger sowieso nicht.“
„Darum geht es ja meistens: Wer erzählt die überzeugendste Geschichte, um die Bürger zu beeindrucken? Sorry, ‚zu betuppen‘ hätte ich beinahe gesagt.“
„Ganz genau. Wie Sahra Putinknecht, die den Leuten Sachen verspricht, die sie gar nicht umsetzen kann. Aber die Parole „Frieden“ zieht halt, besonders, wenn man Wünsche und Sehnsüchte bedient und keine Politik daraus machen muss.“
„Logisch. Inzwischen begreift es fast Jede und Jeder: Politik in Wahlzeiten wird mit Gefühlen gemacht, wie man auch bei der AfD sieht. Ach, lasst mich in Ruhe, das kotzt mich langsam an, ich will nicht dauernd mit Politik belästigt werden. Jupp, Nachschub bitte!“
„Endlich ein vernünftiges Wort, was für das praktische Leben! Danke, Jupp, Du bist mal wieder dermaßen auf Zack!“
„Bei Jupp funktioniert die Lieferkette! Prost — auf Jupp!“

Alle hoben ihre Kölsch-Stange und stießen auf Jupp an. In diesem Moment war die Welt schwer in Ordnung. Auch für Jupp, der für ein paar Augenblicke vergessen konnte, welche Sorgen ihn bedrückten, z.B. der Personalmangel, der ihn zwang, in seinem fortgeschrittenen Alter noch Vollzeit hinterm Tresen zu stehen und nebenbei das ganze Drumherum zu organisieren…

W. R.

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Einwurf: Gehirn einschalten!

EINWURF: Man hört, die AfD sei eine Gefahr für unsere Demokratie. Das ist viel zu sanft formuliert, denn die AfD und die gewaltbereiten Islamisten triggern sich gegenseitig und fördern dumme Kurzsichtigkeit bei ihren Anhängern und Sympathisanten. Beide Seiten sägen am Ast, auf dem wir sitzen: Die Islamisten wollen unsere Freiheit zerstören, ebenso die Rechtslastigen, und das sogar aus ähnlichen Motiven.
Die AfD will, dass im AfD-Staat wieder der Blockwart ums Haus patrouilliert und unser Leben überwacht — genau wie im Gottesstaat auch. Außerdem will die AfD unsere Wirtschaft ruinieren.
Putin gefällt das. Wen das nicht stört, der lege endlich seine Scheuklappen ab, im Zweifel kann man hier im Blog nachlesen, wer Putin ist (siehe „Putin verstehen“, u.a. Beiträge). Und kommt mir nicht mit dem BSW! Ähnliche Masche, von der cleveren Sahra Putinknecht eingefädelt, bei Trump viel abgeschaut und von Lafontaine verfeinert.
Ehe mir übel wird, noch dies: Meine letzte Hoffnung setze ich auf die Vernünftigen, die nicht allein aus dem Bauch heraus politische Entscheidungen treffen, sondern dazu auch ihr Gehirn einschalten.
W. R.

Noch eins: Ich habe nichts gegen Russland-Freundlichkeit, im Gegenteil, ich habe auch Sympathie mit den Menschen in Russland. Aber gerade deswegen kann ich diesen blutigen Möchtegern-Zaren Putin nicht gutheißen. Wieviele Zehntausend junge Soldaten mussten schon für seine Machtfantasien sterben? Wieviele gute Leute mit Gewissen hat er schon in Lager gesteckt oder umbringen lassen? Dieser skrupellose Geheimdienst-Mann an der Spitze des Machtapparates bringt Unheil über Russland.

Übrigens, Ihr Algorithmus-Gesteuerten: Was Ihr in den social media als „russlandfreundlich“ wahrnehmt, ist getarnte Putin-Propaganda, und wer es jetzt noch nicht begreift, der kommt aus seiner Blase eh nicht mehr raus. Merke: Russlandfreundlich sein heißt, gegen Putin sein. Punkt.

Und hallo, Ihr Algorithmus-Gesteuerten und Verschwörungsgläubigen: Den „großen Austausch“ der Bevölkerung gibt es tatsächlich — aber ganz woanders, als Ihr glaubt! Den gibt es in Russland und den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine, da werden nicht nur Kinder entführt und weit weg in Russland zu Putin-treuen „Patrioten“ erzogen, da werden Menschen aus Russland in größeren Mengen umgesiedelt und in die Häuser von getöteten oder geflohenen Ukrainern eingewiesen. Putin knüpft damit auch an alte, von Zaren und von Stalin verübte Praktiken an. Auf Menschen und ihre Wünsche wird da grundsätzlich keine Rücksicht genommen, da findet in der Tat ein geplanter und von oben verordneter Bevölkerungsaustausch statt.

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Gottes Wille?

WENN Frauen zu Nutztieren herabgestuft und fast schon in Käfigen gehalten werden, dann werden die Fantasien der Taliban in Afghanistan Wirklichkeit. Und wir fragen uns: Sind das Verrückte, die da an die Macht gekommen sind und lebensfeindliche Wahnvorstellungen in die Tat umsetzen wollen?
Aber ähnlich Verrückte mit extrem frauenfeindlichen Vorstellungen finden wir auch anderswo. Im Iran will das Regime Frauen ähnlich unterdrücken und außerdem jeglichen Widerspruch mit allen Mitteln abwürgen.
Sind Frauen in deren Augen überhaupt Menschen? Der Mann als selbsternannter Herrenmensch steht über ihnen — aber nicht aufgrund irgendwelcher Verdienste oder Menschenfreundlichkeit, sondern allein aus der Einbildung des Machos heraus.
Neiiin, das ist Gotteslästerung! empören sich nun die Machos mit Islamisten-Gesinnung. Der Mann ist nach Gottes Willen über die Frau gesetzt! Jou, mach mal halblang, Junge, das behaupteten die alten weißen Männer der christlichen Kirchen schon sehr lange. Und trotzdem (Manche würden sagen: gerade deshalb) sind da Fragezeichen zu setzen.
Bei Euch, im vorderasiatischen Raum, gab es Machismo schon lange vor der Entstehung des Islam; Mohammed hat sogar die härtesten Auswüchse abgeschwächt. Wer sich also als frauenhassender Moslem auf Mohammed berufen will, der sollte sich vorsehen und sich erst einmal richtig informieren, statt nur auf Hassprediger zu hören. Denn extreme Unterdrückung der Frauen ist eher ein Kennzeichen der Dschahiliya, der „Zeit der Unwissenheit“ vor dem Auftreten des Propheten.
Mir scheint also, dass die Männer des iranischen Gottesstaates und die Taliban in Afghanistan Beispiele dafür sind, wie eine Religion einseitig ausgelegt wird, um sie als Machtmittel zu benutzen und die Menschen gefügig zu machen.
Wenn Einer daherkommt und sagt: Ich kenne Gottes Willen, er will die Unterjochung der Frauen und die Vernichtung aller Menschen, die meiner Ideologie nicht zustimmen — dann muss man hellhörig werden und auf kritische Distanz gehen. Wenn er darüber hinaus den Menschen alle Lebensfreude vermiesen will und Musik und Tanz untersagt, dann fragt sich doch jeder Mensch bei Verstand, welcher Dämon diesen Prediger reitet, der behauptet, Gottes Willen zu kennen.
Wir haben in der Geschichte immer mal wieder solche Figuren gesehen, die menschenfeindlichen Unfug predigten und kraft einer gewissen Ausstrahlung Anhänger um sich scharen konnten. Aber die meisten von ihnen sind (gottlob) auch wieder von der Bildfläche verschwunden, ohne größeren Schaden anzurichten.

Leute, lasst Euch nicht Euren Verstand abschwatzen, haltet Distanz zu Fanatikern, entzieht Euch jeder Gehirnwäsche! Wozu hat Euch Euer Schöpfer denn Hirn gegeben? Dank der Gnade Gottes dürft Ihr dieses auch benutzen. Also blamiert Euch nicht, indem Ihr ohne Nachdenken irgendwelchen Führern hinterherlauft, die Euch vom Denken abhalten wollen und bedingungslosen Glauben fordern. Das gilt in religiösen Fragen genauso wie in politischen.

Wer Euch zum Hass aufputschen will, den findet verdächtig und fragt Euch, was er wirklich im Schilde führt! Denn Hass macht blind und trübt den Verstand. Gott will aber, dass Ihr seine Gabe nutzt, also schärft Euren Verstand, und seid neugierig auf die Welt und auf mehr Wissen. Soviel kann man auf jeden Fall über Gottes Willen sagen.

Noch ein Hinweis für Fortgeschrittene: Wer sich viel im Internet umschaut und besonders viel in den social media herumsurft und -wischt, der sei auf der Hut vor unbemerkter Manipulation. Wir sollten es nicht nur wissen, wir sollten es auch im Hinterkopf präsent haben, während wir da unterwegs sind: Was uns präsentiert wird, bestimmt ein ausgefeilter Algorithmus, und der kennt unsere Vorlieben und auch unsere Sensationslust genau… Wir glauben, wir bestimmten selbst die Auswahl der gezeigten Inhalte und Seiten, aber das ist ein Glaube ohne reale Grundlage. Die meisten von uns sind sowieso viel zu schnell beim Klicken und Wischen, um auch mal kritisch innezuhalten und zu überlegen, was da abgeht, und was sie da eigentlich tun (und wieviel Zeit das kostet). Nein, keine Zeit zum Überlegen, da warten schon die nächsten Sensationen und witzigen Tiervideos, die der Algorithmus geschickt anbietet.

Wer nicht daran gewöhnt ist, Dinge oder Vorgänge auch mal kritisch zu hinterfragen und zu prüfen, der hat es schwer, Manipulation überhaupt zu bemerken. Also bitte, seid vorsichtig und schaltet Euer Hirn nicht auf doof, wenn Ihr im Internet unterwegs seid! *

S. R.

Hier noch eine Klarstellung zum Thema „Islamismus“ in Deutschland: Mordanschlag in Solingen: Diesmal könnte sich tatsächlich etwas ändern – Kolumne – DER SPIEGEL

* Dazu ein aktuelles Beispiel >»Doppelgänger«: Prorussische Propagandakampagne verlinkt auf gefälschte Nachrichtenseiten – DER SPIEGEL Putins Leute schrecken vor keiner Fälschung zurück, und der Superreiche Elon Musk nimmt sich ebenso das Recht heraus, seine Macht zu missbrauchen — nach dem Motto: Ich kann es, also mache ich’s. Moralische Bedenken? Fehlanzeige.

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Ist Armut strafbar?

KINDERGRUNDSICHERUNG sollte von der Ampel-Regierung eigentlich beschlossen werden, wird aber von Seiten der FDP torpediert. Was haben die FDP-Leute und andere gegen Kinder?
Diese Frage zu stellen, ist kein populistischer Angriff im tagespolitischen Gezänk, wie Manche jetzt spontan denken mögen. Denn Kinderarmut ist in Deutschland schon seit vielen Jahren ein Thema, allerdings eines, das in den höheren Etagen der Politik eher vernachlässigt wurde. Jedes siebte Kind in Deutschland von Armut bedroht | tagesschau.de
Das Problem dabei scheint mir der grundsätzliche Blick auf Armut und Reichtum zu sein. Reiche und Wohlhabende sehen ihre Knete nicht nur als wohlverdient an, sondern auch als Ergebnis vermehrter Anstrengung und Leistung. Daraus folgt im Umkehrschluss: Wer nicht wohlhabend oder gar arm ist, der hat sich nicht genug angestrengt, der ist womöglich zu faul, um auf einen grünen Zweig zu kommen. Oder er ist zu blöd oder nicht clever genug, um die Chancen zu nutzen, die (theoretisch) jeder hat.
Dagegen erarbeiten sich Andere bescheidenen oder größeren Wohlstand, sind clever genug, Steuervorteile und -schlupflöcher zu nutzen und ihre Steuerlast zu minimieren (mit Hilfe gut bezahlter Fachleute). Wer (wie Fettaugen auf der Suppe) obenauf schwimmt, neigt leicht dazu, das nicht nur als Lohn für eigene Leistung zu verstehen, sondern mehr noch, sich als etwas Besseres zu fühlen, als die Creme der Gesellschaft. So schleicht sich in die Wertschätzung der eigenen, gehobenen Stellung leicht eine Geringschätzung derer ein, die nicht zur Creme zählen, die es schwerer haben, die auf keinen grünen Zweig kommen, oder gar arm sind.
In Deutschland zahlst du im Grunde (im Verhältnis) weniger Steuern, wenn du sehr viel Knete hast und die sowohl clever investierst als auch irgendwo auf der Welt in Steueroasen parkst. Die meisten Steuern zahlen aber die hart arbeitenden „Kleinen Leute“ und Mittelständler.
Neben Kinderarmut haben wir auch noch Altersarmut, die häufiger Frauen als Männer betrifft. Doch eine Ursache, das Ehegattensplitting, wollen interessierte Männer nicht abschaffen. Dabei ist diese Steuer-Regelung längst aus der Zeit gefallen. Aber die Verteidiger dieser Regelung führen trotzdem bei anderen Themen gern das Wort „Fortschritt“ im Mund.
Ein Land wie Deutschland, das in der Welt als reich gilt, leistet sich trotzdem einen hohen Anteil an Kinderarmut, dazu eine krasse Bildungsmisere mit geringer Chancengleichheit (wie PISA-Studien belegen), und immer noch steigende Mieten sowie steigende Zahlen an Obdachlosen.
Wie kann es sein, dass ein großer Teil der Bevölkerung das hinnimmt und dennoch Parteien wählt, die sozialer Not im Lande relativ gleichgültig gegenüberstehen?
Wie, frage ich mich, ist diese verbreitete Gleichgültigkeit zu erklären? Ich fühle mich erinnert an Zustände im Mittelalter, als Armut nicht nur als Schande galt, sondern auch bestraft wurde: Konnte jemand seine Schulden nicht bezahlen, landete er im Schuldturm, bis er ausgelöst wurde. Wir Deutschen im 21. Jahrhundert haben uns scheinbar daran gewöhnt, Armut als eher selbstverschuldet oder gar gottgegeben zu betrachten. Hauptsache, wir Bessergestellten können noch konsumieren und uns mit teurem Smartphone und fettem SUV von der „Masse“ absetzen. Wenn nicht, verstecken wir die „Schande“, dass wir uns sowas nicht leisten können. Im Zweifel schleichen wir zur Tafel, weil uns die Ernährung teils schon zu teuer geworden ist.

Empörend finde ich populistischen Dummschwätz beim Thema Bürgergeld: Einige Politiker wollen uns weismachen, dass ein paar Bürgergeld-Empfänger, die angebotene Jobs nicht annehmen, ein Riesenproblem seien. Fragt man nach den realen Zahlen, dann sind das bei 1,7 Millionen Empfängern nur 16 Tausend, also eigentlich nur ein Häuflein Leute. Daneben hören wir, dass weit mehr Menschen gern arbeiten würden, aber von bürokratischen Barrieren ausgebremst werden. Und überhaupt, hat es sich doch längst herumgesprochen, dass niemand wirklich in Arbeitslosigkeit glücklich ist, denn grundsätzlich hebt es das Selbstwertgefühl, wenn man nicht von Unterstützung abhängig ist, sondern seinen Lebensunterhalt selbst bestreitet. Und der Kontakt zu ArbeitskollegInnen und anderen Menschen im Berufsleben gibt ein Gefühl von Teilhabe an der Gesellschaft, man fühlt sich wahrgenommen… erst recht dann, wenn man noch ein paar Kröten übrig hat, um nach Feierabend mit Anderen ein Bier zu trinken.

Ist Deutschland so sozial, wie es Viele sehen oder behaupten?

Ich glaube eher, dass man in Deutschland leicht ins Elend rutschen kann, sobald man auf Hilfe angewiesen ist. Zumindest wird man dann schief angesehen: Du liegst dem Staat auf der Tasche, die anständig Arbeitenden finanzieren Dich mit ihren Steuern. Dagegen wird nicht schief angesehen, wer nahezu gar keine Steuern zahlt und eine 40m lange Jacht in Marbella liegen hat. Da heißt es nur: Respekt, der hat es geschafft! Kaum jemand fragt, ob oder wieweit dieser Reichtum rechtmäßig erwirtschaftet wurde.

Der Staat lässt sich dabei einen Batzen Steuereinnahmen entgehen, indem er seine Behörden, insbesondere Steuerfahnder, sehr knapp ausstattet, ja sogar manchmal erfolgreiche Steuerfahnder bremst, die den großen Steuersündern zu dicht auf den Fersen sind.

Ich lasse mir nicht einreden, dass reiche Menschen moralisch bessere sein sollen als arme. Ich sehe systemische Gründe, die manchen Menschen das Leben schwerer machen als anderen. Und Korrekturen im System sind der Knackpunkt, da kann der Sozialstaat noch besser werden. Da sollte nachgesteuert werden, statt die Leute dumm zu schwätzen und die Schieflage noch zu verstärken. —

Nein, kommt mir jetzt nicht mit dem Vorwurf „Neiddebatte“! Das liegt mir fern. Ich beurteile Menschen nicht nach dem, was sie besitzen oder nicht besitzen, und sehe reich begüterte Menschen weder als per se bessere noch schlechtere an. Man muss schon differenzierter hinsehen. Und ja, es gibt reiche Menschen, die ein Gefühl für soziale Schieflagen haben und einen Teil ihres Vermögens für soziale Zwecke einsetzen, z.B. in Form von Spenden oder Stiftungen — und einige fordern darüber hinaus, dass große Vermögen angemessener besteuert werden. Superreiche: Mehr als 100 Millionäre sprechen sich für Vermögenssteuer aus | ZEIT ONLINE

W. R.

P.S.: Lasst Euch nicht irreführen und ablenken: Seit Jahrzehnten versuchen Leute aus AfD-Kreisen und einige Andere, von Putins Trolls unterstützt, im Lande Stimmung gegen Migranten und Geflüchtete zu machen und unsere Gesellschaft zu spalten. Schon vor mehr als 20 Jahren, als es nur wenige Geflüchtete und Asylsuchende hier gab, hörte ich ein Gerede in der Art: „Die kommen hierher und kriegen alles vom Staat bewilligt, während wir Deutschen in die Röhre gucken.“ Mir war schon damals klar, dass es da gar nicht um Fakten, sondern um Gemaule und Stimmungsmache ging. Dahinter steckt, wie wir längst wissen, eine gezielte politische Kampagne, um Teile der Bevölkerung gegen andere aufzuwiegeln und Unruhe zu provozieren.

Darum: Lasst Euch nicht an der Nase herumführen und von den echten Problemen auf Scheindebatten ablenken. Nicht Armut ist eine Schande, sondern der Dummschwätz, der von den Ursachen ablenken will. Zu wenige Chancen für Benachteiligte, zu viele Arme in einem reichen Land, das ist die wahre Schande im Staate D.

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